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Hollinek Mag. Richard

Hollinek Mag. Richard

  • AT, Purkersdorf
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12. Jul 2016 5910

Streichwurscht!

Jedem von uns ist es schon passiert: Behinderungen, technische und organisatorische Pannen während einer Rallye.

Wir alle kennen das: Im Sommer Mähdrescher und Wohnmobile, die einfach nicht zu überholen sind; ein streunender Hund legt sich mitten zwischen zwei Lichtschranken auf den warmen Asphalt; ein unwilliger Landwirt droht mit der Mistgabel und blockiert mit dem Jauchewagen die Fahrbahn; eine Lichtschranke oder ein GPS-Tracker fällt aus; eine rote Flagge neben einer Lichtschranke weht munter in den Messstrahl und löst zur Unzeit aus; ein Zuschauer steigt absichtlich auf einen Messschlauch; rätselhafte Strafpunkte werden verteilt; immer wieder geschehen Auswertungsfehler; Deckelungen werden nicht berücksichtigt …

Murphys Gesetz: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“! Die Frage für Veranstalter und Teilnehmer ist nur: Wie rückt man es gerade? Streichen oder Wurscht?

Wie es weitergeht, wissen wir auch: Kaum läuft etwas schief, beginnt das große Reklamieren. Da darf dann der eine oder andere den Lichtschranken noch einmal fahren oder bekommt eine Durchschnittszeit zugewiesen; es werden gleich ganze Wertungen gestrichen, obwohl ein großer Teil des Feldes die Aufgabe gemeistert hat (auch Strafpunktestreichung nur für die ersten zehn Starter war dabei!). Allerdings gab es heuer erstmals auch einen Pokal für den Sieger einer gestrichenen SP – kurios, aber immerhin nett.

Fakt ist, dass bei sechs von uns gefahrenen Veranstaltungen lediglich ZWEI Ergebnisse schon bei der Siegerehrung endgültig waren. Pokale wurden nach Reklamationen von Betroffenen sowie Streichung von Einzelergebnissen nachträglich wieder eingesammelt und neu vergeben. Einem Veranstalter war sogar das wurscht – frei nach dem Motto „macht euch das selber aus!“. Ein Ergebnis wurde im Nachhinein sogar zweimal korrigiert und zweimal veröffentlicht.

Die Folgen

Das erzeugt Unmut und Vertrauensverlust bei den Teilnehmern. „Diese Veranstaltung fahren wir nie wieder“ – das habe ich noch nie so oft gehört wie in letzter Zeit. Verlust an Glaubwürdigkeit, gefolgt von Imageschaden und Teilnehmerschwund können keinem Veranstalter wurscht sein! Murphys Gesetz „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“ ist unumgänglich. Man muss nur richtig darauf reagieren. „Richtig“ heißt: Simpel und gerecht.

Die Lösung

Bereits in der Ausschreibung wird festgelegt, dass jeder Starter eine gewisse Anzahl an Streichresultaten hat – abhängig von der Anzahl der  Messungen. Dieses Prinzip hat sich in zahlreichen anderen Sportarten bewährt, wie zum Beispiel im Segelsport.

Vorteil 1: Die Diskussionen während und nach der Veranstaltung hören auf.

Vorteil 2: Mehr Sicherheit. Wenn man hinter einem Heuwagen in einer SP festhängt, muss man nichts riskieren: „Wurscht, wir haben ohnehin noch einen Streicher gut!“

Vorteil 3: Die Veranstalter können gerechter, vorhersehbarer und einfacher auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren, Nerven werden geschont.

Vorteil 4: Zufriedene Teilnehmer, die wissen, wo sie stehen.

Der erste Veranstalter, der sich bei mir meldet und individuelle Streichresultate offiziell zulässt, bekommt für den Sieger der Wertung „Ohne Streichresultate“ einen Kilo Streichwurscht gespendet.

Mag. Richard Hollinek

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Kommentare

TeamDorsch
13. Jul 2016

Hallo Richard!

da wir dieses Thema bei der letzten Rallye schon besprochen haben, habe ich schon auf diesen Beitrag gewartet :)

Finde ich gut dass du es ansprichst und ich bin schon sehr gespannt auf die Antworten.

Da ich bei der Kellergassen Classic in einer ZK gleich zweimal aufgehalten wurde (Umleitung und mit Startnummer3 einer der ersten vor Ort; sowie einen Traktor am Feldweg vor mir) und somit 5Minuten zu spät zur ZK gekommen wäre, habe ich profitiert vom "Streichen". Wenn sich dann jedoch ein Starter mit der Nummer 8 (nur ein Beispiel) abhetzt um noch irgendwie die ZK zu schaffen, es dann auch schafft, sich tierisch freut und dann erfahren muss dass es fürn HUGO war, verstehe ich den Ärger natürlich.

Mahlzeit! Ich meine liebe Grüße!

Nico

kuk
13. Jul 2016

Hallo liebe Herrenfahrer,

da wir mittlerweile auch schon an zahlreichen Rallyes teilgenommen haben, wage ich es hier mal ein paar Zeilen zu schreiben. Zunächst finde ich es immer erstaunlich zu sehen mit welchem Ehrgeiz manche Teilnehmer an die Sache herangehen - ganz großes Kino!. Würde es die Möglichkeit geben bei der FIA Protest anzumelden - sie würden es vermutlich tun ;-) Für mich irgendwie unverständlich. Alle oben genannten Punkte würde ich mal schlichtweg als "Pech" abhaken und mich auf die nächste Rallye freuen. Wenn man die Szene beobachtet sieht man, dass ohnehin meistens die selben Teams vorne mitmischen - es sei denn sie haben eben mal Pech, was wiederum "Underdogs" eine Chance auf gute Platzierungen einräumt. Das sollte dann aber auch kein Grund zum Protestieren bzw. zum Streichen (und somit zum verfälschen des Ergebnisses) sein. Frei nach dem Motto: "Bin ich mal nicht ganz vorne, muss der Veranstalter Schuld sein". Da greife ich dann doch lieber zur Wurscht ;-)

lg
Ronald

hollinek
14. Jul 2016

Generell zu streichen ist immer ungerecht, individuelle Streicher können individuelles Pech ausgleichen. Dass es Leute gibt, die ambitioniert Oldtimerrally fahren und das als Sport betrachten, andere nur Spaß am Fahren haben wollen, sollte man einfach akzeptieren.

Karl
13. Jul 2016

Hallo Richard!
Die Problematik – in einer Schnittprüfung hinter Mähdrescher,Traktoren etc. (Du hast es eh ausführlich aufgezählt) – anzukommen, ist ärgerlich, aber es gehört nun mal bei Veranstaltungen, welche im Rahmen der StVo abgehalten werden (dürfen!!!) ,dazu! In meiner aktiven Zeit als Classic-Teilnehmer hat es mich nicht nur einmal so derwischt und ich bin mir sicher, daß dadurch bessere Platzierungen verhindert wurden! Zudem wurde keine einzige behinderte Prüfung neutralisiert oder gestrichen! Prostest (sprich umeinandmurren u.dgl.) gab`s auch damals! Androhungen -nie mehr wieder zu kommen-, auch…!
Was amoklaufende Bauern mittels spitzzackigen Handwerkszeugen oder Traktoren betrifft--- da kann ich nur sagen (aus eig. Erfahrung als Veranstalter) da muß der Veranstalter halt im Vorfeld Kontakt mit den betreffenden Herrschaften aufnehmen (gut, hat 2015 bei unserer Prüfung über den „guten Mann“ auch nix gebracht, aber das war ein Kommunikationsfehler zwischen Bürgermeister – der hats nämlich genehmigt- und Landwirt). Was die angesprochenen „Attentate“ bei Schlauchprüfungen o.Ä. betrifft…. Da kann man dann aber eh keinem mehr helfen, wenn auf einem (gesperrten?) Parkplatz oder Güterweg die Leute unkontrolliert herumrennen und LS oder Schläuche auslösen….!
Bei Veranstaltungen Streichresultate einzuführen… sicherlich ein guter Ansatz.. wenn man genügend Prüfungen und dadurch auch reichlich Personal zur Verfügung hat! Ich glaube, man kann es drehen wie man will – solange etwas auf der öffentlichen Straße durchgeführt wird, sind auch dementsprechende Beeinträchtigungen oder Behinderungen zu erwarten!
Deshalb: Wer all diese Probleme als Teilnehmer nicht braucht…. Lizenz lösen, FIA konforme Ausrüstung und ein dementsprechendes Auto aufbauen oder kaufen und schon sind diese Probleme nicht mehr vorhanden….! Aber das ist eine andere (schnellere…) Geschichte….

mfG
Karl Faist

hollinek
14. Jul 2016

Wenn es nur wenige SPs gibt, dann wird Streichen noch problematischer, egal ob man generell oder individuell streicht, dann lieber gar nicht - da geb ich dir recht.

peterstaud
14. Jul 2016

Lieber Richard,

alles schon selbst erlebt. Von generellen Streichungen habe ich sicher genau so oft profitiert, wie ich durch eigenes Pech verloren habe. Ein gewisser Nachgeschmack bleibt allemal.

„Individuelle“ Streicher sind eigentlich eine genial einfache Lösung. Für die üblich verdächtigen Sieganwärter bedeutet es im besten Fall, die schlechteste der ohnehin meist guten SPs zu streichen. Am Gesamtergebnis verändert das bei einem ausgewogenen Verhältnis von Prüfungen zu Streichern wahrscheinlich kaum etwas. Zufallssieger wird's dann nicht mehr geben.

Wenn eine SP oder ZK für den Großteil der Starter zum Problem wird, hat man dasselbe auch ohne Diskussion bereits gelöst. Wer ohne Probleme durchgekommen ist, wird belohnt und kann dafür einen anderen Schnitzer streichen. Sicher eine Erleichterung für die Veranstalter, denen ich an dieser Stelle wieder einmal für ihren unglaublichen und meist selbstlosen Einsatz danken muss.

Für mich als Fahrer bedeutet es trotzdem volle Konzentration auf allen SPs. Mehr als die erlaubten Streicher gibts dann nämlich nicht mehr.

Zu individuellen Streichern bei wenigen Prüfungen glaube ich, dass der Veranstalter nach der Rallye entscheiden soll, ob es welche gibt oder nicht. Dazu sollte aber auch immer das Ergebnis vor der Siegerehrung – Betonung
auf VOR – auf Ausreißer geprüft werden und im Falle des Falles die Teams befragt werden, wie es dazu gekommen ist. Auch den Besten kann kann ja einmal schlicht und einfach ein Fehler passiert sein (oder auch zwei, wie mir bei der Mödling Classic).

Unterm Strich würde es mich freuen, wenn deine Anregung von möglichst vielen Veranstaltern aufgenommen und umgesetzt wird.

Bis morgen bei der Gurktal Classic,
Peter

eugen
28. Jul 2016

Servus Richard,

ich hab noch an zu wenigen Rallyes teilgenommen um einen eventuellen Vorteil von individuellen Streichern zu bewerten. Bestimmt gibt's einem ein gutes Gefühl ein schlechtes Ergebnis - wie auch immer es zustande gekommen ist - streichen zu lassen. Ob's sich in Summe über eine Saison gesehen nicht aufhebt, ist eine andere Frage.

Aber wie soll das in der Praxis gehandhabt werden - streicht der Veranstalter automatisch die schlechtesten Ergebnisse des jeweiligen Teilnehmers, oder meldet der Teilnehmer selbst dem Veranstalter welche Ergebnisse er gerne gestrichen hätte? Selbst im ersten Fall ist es jedenfalls ein ziemlicher Zusatzaufwand für den Veranstalter. Und verzehrt es nicht auch das Ergebnis? Beim einen werden Hundertstel gestrichen, bei anderen evtl. ganze Sekunden?

Meine Sicht: Wenn einem Veranstalter ein Fehler unterläuft - auch das kann vorkommen - halte ich es für angebracht, wenn der Veranstalter seinen Fehler dahingehend korrigiert, dass er die betroffene Prüfung aus dem Ergebnis nimmt. Bei einem nachweislichen Fehler des Veranstalters halte ich auch "Protest" durch die Teilnehmer für zulässig - schliesslich zahlt man ja für die korrekte Ausführung. Wenn unvorhergesehene Ereignisse dazu führen, dass eine Vielzahl der Ergebnisse einer Prüfung davon betroffen sind, obliegt es aus meiner Sicht dem Veranstalter diese Prüfung zu neutralisieren. Da der Veranstalter für unvorhergesehene Ereignisse nicht verantwortlich zu machen ist, kann es hier auch keinen "Protest" geben und die Entscheidung des Veranstalters wäre ohne Widerspruch hinzunehmen. Einzelschicksale bleiben auch solche.

Läuft's nicht eh so?

Im übrigen bin ich sowieso ein großer Fan von jenen, die sich selbst schon durch ein zB weniger geeignetes Auto - wie zB eine Simca Aronde - selbst handicapen. Das ist sportlich! Da ist eine Kuh auf der Strecke noch das geringste Hindernis. Wenig Bewunderung habe ich für die "Aufrüster", die mit ihrem "Boliden" einen auf "dicke Hose" machen.


hollinek
28. Jul 2016

Hallo Eugen,
Es ist klar, dass bei einer generellen Streichung einer SP die eine Hälfte der Starter gut bedient ist, die andere schlecht. Damit ist das Problem nicht vom Tisch (egal welche Ursachen).
Es gibt im Rallyesport zahlreiche Methoden das auszugleichen. Halbe oder weniger Punkte, Durchschnittszeiten etc.etc. bei Problemen in einer SP. Das ist für einen Veranstalter aber schwierig zu regeln. Individuell das schlechteste Ergebnis pro Teilnehmer aus einer Excel-Tabelle zu nehmen, ist ganz easy.
LG Richard
PS: um uns mit der Aronde geht es gar nicht, wir sind froh, wenn wir ins Ziel kommen.

hollinek
28. Jul 2016

Nachtrag: die Arlbergclassic hat eine änliche Regelung - siehe dort Pkt 7.2 und 7.3

hollinek
30. Jul 2016

Nachtrag 2: Auch die Ennstal Classic reagiert auf unvorhersehbare Ereignisse: Schriftliche Einspruchsprotokolle mit "Beweisen". Falls die Begründung der Rennleitung plausibel ist, bekommt der Teilnehmer eine Durchschnittszeit zugewiesen. Die Protokolle werden täglich veröffentlicht. Siehe dort. Allerdings wäre mir als Veranstalter der individuelle Streicher lieber, weil einfacher.

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